Rezension: “Elias” von Thomas Morio

Elias von Thomas MorioElias

von Marita Rauchberger

Elias, ein Roman, der anlässlich einer Projektarbeitim Projektkurs Deutsch/Geschichte mit dem Thema „Auf den Spuren des jüdischen Lebens in der Eifel“ entstanden ist, zeigt mit klarer, ungeschönter Deutlichkeit, wie es zuging damals in der NS-Zeit in einem kleinen Städtchen am Fuß des gigantischen Baukomplexes NS-Ordensburg Vogelsang in der Eifel.

Aus der Sicht eines Kindes, eines heranwachsenden Jugendlichen macht der Autor deutlich, wie einfach es doch ist, sich von falschen Ideologien verführen und manipulieren zu lassen. Einfühlsam und voller Tiefgang stimmt er Fiktion und wahre Begebenheit gut miteinander ab. So recherchiert er die geschichtlichen Hintergründe mit Bravour und baut fiktive Personen in die Handlung, dass man fast schon meint, sie zu kennen. In seinem Buch lebt er sich, wie selbst erlebt, in die Rolle eines jüdischen Jungen ein, der im kleinen Eifelstädtchen Gemünd aufwuchs.

Zwischen den Zeilen kann man die Gefahr, in der dieser jüdische Junge sich befindet, nahezu spürbar wahrnehmen. Man möchte fast in die Handlung hineinrufen, dass er vorsichtig sein soll mit seiner doch noch kindlichen Neugier auf das, was um ihn herum passiert.

In seinen Ausführungen schenkt Thomas Morio seinen Protagonisten nichts und er lässt sie die Sorgen und Nöte der Menschen in dieser Zeit durchleben und mitmachen.  Ohne Schnörkel und ohne Happy End.

Bereichert mit eigenen ausdruckstarken schwarz-weißFotografien zeigt Thomas Morio, dass er nicht nur ein Autor ist, sondern auch ein guter Fotograf und ein Auge für genau das richtige Maß an Bildern hat. So wirkt das Buchcover düster und bedrohlich, und lässt ahnen, dass sich der Buchinhalt mit einem sehr ernsten Thema beschäftigt.

Ein Buch zu schreiben und es aus dem Privaten heraus in die Öffentlichkeit zu bringen, sich zu zeigen und soviel von sich preis zu geben, dazu gehört sehr viel Mut. In jedem Buch steckt ein Stück vom Autor. Ich bin froh, dass Thomas Morio den Mut gehabt hat, seine Idee umzusetzen und genau das Stück von sich, welches gegen das Vergessen agiert, in sein Werk zu packen. Die Leser werden froh sein, dass er es gewagt hat.

Es ist mir wichtig, ThomasMorio mit seinem Buch in unserer Galerie einzubinden.  Dieses Haus, in dem die Galerie untergebracht ist, wurde nämlich 1907 von der jüdischen Familie Herz als Metzgerei und Wohnhaus gebaut. Elias wird also hier schon vorbei gegangen sein und auch schon in unseren Räumen gewesen sein. Ganz sicher wird er mit den Kindern der Familie zur Schule gegangen sein. Oder, und das kam mir beim Lesen des Buches in den Sinn: Womöglich war Elias der Sohn der Familie, die hier in diesem Haus an der Olef lebte. Man sollte sich selbstein  Bild davon machen und sich auf die Reise durch das Buch mitnehmen lassen.

Ich wünsche mir noch mehr Bücher von Thomas Morio. Seine Art und Weise  zu schreiben, verrät großes Talent. Und das ist wert, gefördert zu werden.  Ich hoffe, dass er es nicht bei diesem einen Buch lässt und weiter schreibt.

Marita Rauchberger